@ActrosMP3
Irgendwie widersprichst du dir selbst
Aber keine Sorge, ich werde bestimmt nicht die ganze Geschichte mit diesem LKW unterwegs sein. Mehr möchte ich jetzt aber noch nicht vorweg nehmen. Wollen doch die Spannung nicht kaputt machen.
Also zurück zur Geschichte -
wir erinnern uns:
Ich habe gerade mit einer Ladung Elektrogeräte Salzburg erreicht und es ist bald Zeit für meine nächste Ruhepause. Bisher verlief die ganze Woche ziemlich langweilig und ohne besondere Vorkommnisse.
Fortsetzung:
Meine nächste Tour ist eine Ladung Baumstämme nach Klagenfurt. Also wieder nix neues und mal wieder eine Kurzstrecke. Aber jetzt muss
ich erst mal schlafen. Man hat mir erlaubt, dass ich meinen Truck neben dieser Wechselbrücke parken darf. Ich ziehe die Vorhänge zu, lege
mich in die Koje und bin in wenigen Sekunden auch schon eingeschlafen.
Als ich mich am späten Abend auf den Weg quer durch Salzburg in Richtung A10 mache, fängt es bereits an zu dämmern. Leider kriegt man als
LKW-Fahrer oft nur die dreckigen Industriegebiete der Städte zu sehen, aber zwischendurch gibt es auch mal schöne Ausblicke. Wie von dieser
Brücke über die Salzach, von wo man einen schönen Blick auf den Salzburger Dom.
Noch während meiner Ruhepause in Salzburg hatte ich einen Anruf von Jürgen bekommen, dass ich von Klagenfurt einen Trailer mit Glasplatten
nach Nürnberg fahren soll. Am Telefon hatte ich mir noch nichts dabei gedacht, aber auf der ruhigen Fahrt nach Klagenfurt habe ich mich dann
doch gefragt, wieso ich jetzt schon zum 2. Mal für diese Woche zurück nach Nürnberg fahre? Ich würde am Donnerstag Nachmittag in unserer
Firma eintreffen und wo sollten die mich dann so kurz vorm Wochenende noch hinschicken? Wieder Kurzstrecken-Hopping? Oder vielleicht sogar
übers ganze Wochenende on Tour sein? ….
In Klagenfurt lief alles ohne Probleme und so bin ich schnell wieder auf dem Rückweg nach Nürnberg. Kurz nach der Grenze hat es mal wieder angefangen
zu regnen. Ein paar Kilometer hinter München passiere ich einen Kollegen, der heute wohl nicht vom Glück gesegnet zu sein scheint, auch wenn
ihm ein „gelber Engel“ zur Hilfe geeilt ist. Bei dem Wetter echt kein Geschenk und ich bin froh, dass mir so etwas bisher erspart geblieben ist.
Aber das wird bestimmt auch irgendwann mal auf mich zu kommen.
Bei Ingolstadt ist meine Lenkzeit mal wieder voll und ich muss mir ein Plätzchen zum schlafen suchen. Es regnet leider immer noch und durch
das ständige trommeln der Regentropfen auf meinem Führerhaus habe ich kaum ein Auge zu gemacht. Zum Glück habe ich es nicht mehr weit
bis Nürnberg. Dort werde ich mir auf jeden Fall ein paar Ohropax für solche Fälle besorgen.
Kurz vor Nürnberg hört es endlich auf zu regnen und die Sonne kommt wieder raus. Es ist kurz nach Mittag, als ich auf unseren Firmenhof
rolle. Ich stelle den Trailer vor die Rampe und gehe hoch ins Büro, um mich bei Jürgen nach meiner nächsten Tour zu erkundigen. Als ich ihn
frage, wo es als nächstes hingeht schaut er mich an, als hätte ich gerade die dümmste Frage aller Zeiten gestellt. >>Heute geht es nirgend
wo mehr hin! Heute Abend ist doch die Abschiedsfeier von Hubert, der endlich in seinen wohlverdienten Ruhestand geht. Außerdem ist doch
morgen der 15. August, Mariä Himmelfahrt<< er macht eine kurze Pause >> Achso, du wohnst ja noch nicht lange in Bayern und wußtest nicht,
dass das bei uns ein Feiertag ist?<< Ich schüttele mit dem Kopf.
Ich gehe wieder nach unten, parke meinen LKW bei den anderen, raffe mein Zeugs zusammen und mache mich auf den Weg in meine Wohnung.
Jürgen hat gemeint, ich soll mich noch ein paar Stunden ausruhen und zu Beginn der Feier um 19:00 Uhr wieder hier sein.
Nachdem ich mich ein paar Stunden auf’s Ohr gelegt und anschließend die erste ordentliche Dusche seit Tagen genossen habe, bin ich um kurz
vor 19 Uhr wieder auf dem Hof der Firma und staune nicht schlecht. Rund herum stehen jede Menge Trucks und vor der Rampe wurden alle Trailer
weg gefahren und jetzt stehen dort Bierzeltgarnituren, ein Pavillon und ein großer Schwenkgrill. Noch sind nicht viele Kollegen da, was mir ganz recht
ist. Ich mag es gar nicht, als letzter auf einer Party aufzutauchen und von allen angeglotzt zu werden. Jürgen steht mit einer Schürze auf der „Chefkoch“
steht am Tresen und winkt mich zu sich. Noch bevor ich ihn begrüßen kann, drückt er mir das erste Bier in die Hand. Nach einem kurzen Plausch wendet
er sich dem Grill zu. Ich bleibe an der Theke stehen und lasse meinen Blick über die vielen LKW’s schweifen und muss feststellen, dass meiner mit
Abstand der Kleinste ist. Alle anderen haben mindestens 100 PS mehr, ein Hochdach usw. Nach einem kurzen Anflug von Neid fange ich mich schnell
wieder und freue mich darüber, dass ich es in so kurzer Zeit überhaupt bis hier hin geschafft habe. Ich bestelle mir noch ein zweites Bier und so langsam
treffen auch die restlichen Kollegen ein. Bei der Abschiedsrede vom Chef erfahre ich, dass Hubert sein erster Fahrer war. Die beiden müssen eine Menge
zusammen erlebt haben. Als Hubert dann auf die improvisierte Bühne tritt um seine Rede zu halten muss er schwer gegen seine Tränen ankämpfen. Der
weitere Abend verläuft „feucht fröhlich“. Ich lerne endlich ein paar meiner Kollegen kennen und zu späterer Stunde gibt Hubert seine besten Anekdoten
aus über 40 Jahren hinterm Lenkrad zum Besten.
Freitag:
Die Sonne knallt bereits mit voller Kraft in mein Zimmer, als ich endlich von den Toten erwache. Ein kurzer Blick auf den Wecker verrät mir, dass es
schon 14:00 Uhr ist. Ich habe einen solchen Schädel, dass ich befürchte damit nicht mehr durch die Tür zu passen. Meine Kollegen haben sich scheinbar
gestern einen kleinen Spaß daraus gemacht, den Neuling mal so richtig abzufüllen. Daher beschließe ich, den restlichen Tag auf der Couch vor dem
Fernseher zu verbringen.
Samstag:
Heute geht es mir schon wieder etwas besser. Aber so richtig fit bin ich immer noch nicht. Es stimmt schon, dass man ab einem gewissen Alter 2 Tage
braucht, um sich von einem Vollrausch wieder zu erholen. Trotzdem muss ich heute nach draußen. Das Wetter ist viel zu schön, um einen weiteren Tag
in meiner kleinen Bude zu verbringen. Außerdem zieht es mich ins Barfüßer Brauhaus.
Auf dem Weg dorthin bekomme ich einen Anruf von Jürgen
>>Na, wieder nüchtern?<< schallt es durch mein Handy. Er wolle mir nur mitteilen, dass meine nächste Tour, eine Ladung Holzstämme, spätestens am
Montag um 08:00 in Freiburg sein muss. Das heißt, am Sonntag um 22:00 Uhr geht es für mich wieder „back on the road“. Aber bis dahin ist ja noch ein
bisschen Zeit. Im Brauhaus angekommen suche ich mir einen freien Tisch in der Sonne und brauche nicht lange um festzustellen, dass die süße Bedienung
vom letzten Mal heute auch wieder Dienst hat. Als sie mich sieht lächelt sie mich kurz an und dreht sich dann verschämt zu Ihrer Kollegin um und die beiden
fangen an zu flüstern. Ich tue so, als würde ich mich in die Speisekarte vertiefen, dabei weiß ich schon längst, was ich bestellen werde. Als sie an meinen
Tisch kommt um meine Bestellung entgegen zu nehmen ist sie sichtlich nervös und versucht es zu überspielen, indem sie versucht den Blickkontakt zu
vermeiden und so tut, als wären wir uns vorher nie begegnet. Aber das hält sie nicht lange durch. Schon als sie mir mein Bier bringt, ist der Blickkontakt
wieder da. Es bleibt aber bei ein paar Nettigkeiten zwischen Gast und Kellnerin. Als sie mir die Rechnung bringt und ich mit einem großzügigen Trinkgeld
bezahlt habe zwinkert sie mir noch einmal zu, bevor sie im Inneren des Brauhauses verschwindet. Ich will die Rechnung gerade zerknüllen und in den Aschenbecher
werfen als ich merke, dass auf der Rückseite etwas steht. Ich ziehe den Zettel wieder auseinander und entdecke eine Handy-Nr.! Ich schaue mich suchend um,
aber meine süße Kellnerin ist nirgends zu sehen. Also stecke ich die Rechnung ein und mache mich auf den Weg nach Hause.
Fortsetzung folgt ...